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Ab in den klimafreundlichen Urlaub

Umweltfreundliches Reisen ist auch mit dem Zug gut möglich wie Erfahrungen von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Öko-Instituts zeigen.

Die Tourismusbranche boomt. 2018 haben die Deutschen mehr Urlaube gemacht als jemals zuvor: über 70 Millionen. 88 Millionen Mal fuhren sie in den Kurzurlaub. Etwa 80 Prozent der Deutschen fahren in den Urlaub, davon gehen 70 Prozent der Urlaubsreisen ins Ausland. Fast die Hälfte aller Urlaubsreisen legen die Reisenden mit dem Flugzeug zurück. Der Reiseweg macht einen großen Anteil des touristischen Klimafußabdruckes aus. Weltweit betrachtet trägt der Tourismus mit rund fünf Prozent aller Treibhausgasemissionen zum Klimawandel bei. Deshalb lohnt es sich, genauer hinzuschauen:

 

Ist auch klimafreundliches Reisen möglich?

Es gibt viele Arten, entspannt Urlaub zu machen. Ob mit dem Zug, dem Fahrrad oder beim Wandern: Genießen und sich erholen kann man überall. Ein Flug muss nicht unbedingt sein. Aus Umweltschutzgründen sollte man sich das genau überlegen. Immerhin entstehen etwa bei einem Hin- und Rückflug mit vier Personen von Köln nach Mallorca rund 2.300 Kilogramm Treibhausgase – mehr als bei einem Jahr Autofahren. Ein langer Urlaub ist besser für die Erholung und deutlich umweltfreundlicher als viele Kurzurlaube. Es gibt Hotels und Unterkünfte, die Biosiegel tragen und zum Beispiel auf energieeffiziente Ausstattung achten. Und wenn es doch einmal das Auto sein soll, oder es mit dem Auto weitergeht: weniger Gepäck verbraucht weniger Treibstoff.

Vor allem mit dem Zug können weit entfernte Länder wie Portugal, Griechenland oder die skandinavischen Länder erreicht werden, ohne dass man lange im Stau steht.

 

Urlaubsgefühle bei der Planung

Bei längeren Zugreisen steigt die Vorfreude mit der Planung. Es müssen Fahrpläne studiert, Züge reserviert und Umsteigezeiten eingeplant werden. Bietet sich noch ein interessanter Zwischenstopp auf der Reise an? Wann gibt es den günstigsten Tarif? Die Europasparpreise der Deutschen Bahn sind zum Beispiel sechs Monate vorher erhältlich und ermöglichen sehr günstige Reisen. Bei der französischen Bahn, SNCF, kann man sich für bestimmte Strecken per E-Mail benachrichtigen lassen, sobald der Vorverkauf beginnt.

In Frankreich ist es wichtig, rechtzeitig Reservierungen für die Züge vorzunehmen, außerdem muss – gerade in Paris – viel Zeit zum Umsteigen eingeplant werden, damit man die geplanten Anschlüsse bekommt, empfiehlt Hauke Herrmann. Der Wissenschaftler ist mit seiner Familie von Berlin nach Portugal gereist und hat sich für die Reise viel Zeit genommen. Sowohl für die Hin- als auch die Rückreise hat er zwei Tage eingeplant: Außerdem rät er für eine so weite Zugstrecke zum Interrail-Ticket. Darauf fahren Kinder umsonst und das Ticket kann auch für eine Fahrt über mehrere Tage genutzt werden.

Neben Nachtzügen für weite Strecken können auch Fähren und Züge gut kombiniert werden. So kann man nach Griechenland fahren, aber auch die italienischen Inseln ansteuern.

 

Der Weg ist das Ziel

Zugreisen bieten eine Erfahrung à la „Der Weg ist das Ziel“. „Die Anreise mit dem Zug ist für mich schon Urlaubszeit: Ich hetze nicht von A nach B, sondern bewege mich achtsam durch die Landschaft. Sobald ich im Zug sitze, kann ich meine Zeit gestalten. Durch das wenige Gepäck ist auch das Losgehen von zu Hause leichter. So entspannt und unbeschwert beginne ich nur einen Urlaub mit der Bahn“, sagt Hannah Förster, die mit dem Zug nach Österreich zum Weitwandern gefahren ist. Die Reise selbst kann zum Ankommen im Urlaub genutzt werden und vielleicht für einen schönen Zwischenstopp. „Auf dem Weg nach Süditalien bietet sich zum Beispiel Bologna an“, erzählt Ralph Harthan. Er ist mit dem Zug von Berlin nach Bari gefahren und hat von dort die Fähre nach Korfu genommen. Auf dem Rückweg hat er den Zug verpasst – die Umsteigezeit war zu knapp. Er hat umgebucht und die Rückfahrt für einen weiteren entspannten Zwischenstopp in Bologna genutzt.

„Die Reise nach Lissabon geht immer über Paris. In Paris muss man mit dem Bus oder mit der U-Bahn durch die Stadt, um den Bahnhof zu wechseln. Das ist immer etwas aufregend. Es hat aber alles geklappt. Auf der Hinreise haben wir in Metz übernachtet und auf der Rückreise in Bordeaux. Dort waren wir abends immer noch nett essen. In Südfrankreich (Hendaye) fährt der Nachtzug nach Lissabon“, beschreibt Hauke Herrmann seine Reise. „Im Zug lesen wir oder spielen Karten.“

Denise Kunert sagt, dass es gut sei, mit Kindern ein paar Spiele dabei zu haben und Hörbücher, die sich gut mit Aus-dem-Fenster-Sehen vereinbaren lassen. Hin und wieder ein Spaziergang durch den Zug und ein Besuch im Bordbistro bringen Abwechslung. In den Zügen der Deutschen Bahn gibt es auch auf einigen Strecken Kinderbetreuung mit Spielen und Ausmalsachen. Ein großer Vorteil für kleine bewegungsfreudige Kinder: Im Zug ist kein Anschnallen notwendig.

Auf der Rückreise kann man die schöne Zeit noch einmal Revue passieren lassen, wehmütig aus dem Fenster schauen und bereits neue Pläne für den nächsten Urlaub schmieden.

 

Klimafreundlich vor Ort

Auch vor Ort kann man auf klimafreundliches Verhalten achten: Wie zu Hause kann man mit Energie, Ressourcen, Wasser und Abfall in der Unterkunft sparsam umgehen. Man kann das Auto stehen lassen und die Umgebung mit dem Fahrrad erkunden. Auf dem Markt kann man saisonale und regionale Lebensmittel einkaufen. Fleischarmes Essen ist auch im Urlaub eine gute Möglichkeit, das Klima zu schonen. Wer gern essen geht, sollte dies auch im Urlaub tun: Mit dem Restaurantbesuch von kleinen inhabergeführten Gaststätten vor Ort unterstützt man die lokale Wirtschaft und hat kurze Transportwege. Der öffentliche Nahverkehr ist an vielen Orten gut ausgebaut und bietet Möglichkeiten, um sich Ausflugsziele anzusehen. Wer gerne Fahrradtouren macht, kann gut Fahrräder im Zug mitnehmen oder sich welche ausleihen.

 

Weitere nachhaltige Reisemöglichkeiten

Neben Zugreisen bieten sich auch andere Arten von Reisen an. Sehr klimafreundlich sind reine Fahrradtouren und Wanderurlaube. Hannah Förster war im Ötztal wandern. Sie hebt den guten

öffentlichen Nahverkehr hervor, den es oft in kleinen Wanderregionen gibt. Bereits das Packen für einen kombinierten Wander-Zug-Urlaub entspannt. Denn es kann nur wenig mitgenommen werden und dadurch hat man hat wenig Ballast dabei. „Auch im Kopf, was gut beim Wandern ist“, sagt Hannah Förster.

Für Menschen, die körperlich nicht so fit sind, gibt es für viele Rad- und Wandertouren Gepäckservice.

Wie auch immer Sie Ihren nächsten Urlaub planen: Erholen Sie sich gut.

Weitere Tipps:

 

Clara Wisotzky arbeitet als Teamassistenz im Referat Öffentlichkeit & Kommunikation. Privat beschäftigt sie sich viel mit Nachhaltigkeit und wie sie sich in alle Lebensbereiche integrieren lässt.

Weitere Informationen:

Pressemitteilung vom Juni 2017: Umweltschutz und Tourismus: Bestandsaufnahme des Öko-Instituts

Studie „Bestandsanalyse Umweltschutz im Tourismus“ des Öko-Instituts und der Deutschen Sporthochschule Köln auf der Internetseite des Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB)

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