Spenden

Der junge Blick. Lukas Fachtan und die Endlagerung

Lukas Fachtan hat sich als Vertreter der jungen Generation im Nationalen Begleitgremium (NBG) engagiert, das zu einem transparenten und fairen Verfahren bei der Auswahl eines deutschen Endlagerstandorts beitragen soll. Er wünscht sich, dass junge Menschen noch intensiver einbezogen werden.

Viele unterschiedliche Menschen begleiten das Verfahren zur Suche nach einem Endlagerstandort. Manche hauptberuflich und regelmäßig, manche nur punktuell und ehrenamtlich. Wir haben mit drei von ihnen gesprochen. Einem Studenten, der sich als Vertreter der jungen Generation in das Nationale Begleitgremium (NBG) eingebracht hat. Einer langjährigen Atomkraftgegnerin, die sich im Verfahren zur Öffentlichkeitsbeteiligung engagiert hat. Und dem Partizipationsbeauftragten.

Im Mittelpunkt standen dabei das persönliche Engagement und die Aufgaben, Verbesserungsvorschläge für das Verfahren, aber auch der Blick auf die nächsten Schritte. Und natürlich: Ihre Sicht auf den Endlagerprozess.

Heute stellen wir Lukas Fachtan vor, Student und bis Juni 2021 Vertreter der jungen Generation im NBG.

Das Thema Endlagerung: ausgewählt per Zufallsgenerator

Das Thema Endlagerung hat ihn gefunden, nicht andersherum: Denn eines Tages klingelte das Telefon bei Lukas Fachtan. Die Stimme am anderen Ende der Leitung fragte, ob er sich vorstellen könne, sich im Nationalen Begleitgremium (NBG) zu engagieren, ausgewählt wurde er per Zufallsgenerator. Das 18-köpfige NBG begleitet die Standortsuche gemeinwohlorientiert, wissenschaftsbasiert, unabhängig und vermittelnd. Besetzt mit Personen des öffentlichen Lebens, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern sowie sechs Bürgerinnen und Bürgern soll es so zu einem transparenten und fairen Auswahlverfahren beitragen.

Die Sicht auf das Verfahren: verständlich und bürgernah

„Mir war schnell klar, dass ich das machen will“, sagt der Gießener Student, „Ich finde es spannend, dass es ein solches demokratisches Verfahren gibt, das die Gesellschaft mit einbezieht. Und natürlich fasziniert mich auch die Aufgabe an sich, diese einmalige Herausforderung, die uns als Gesellschaft noch sehr lange beschäftigen wird.“

Lukas Fachtan interessiert sich besonders für die Sicherheit des zukünftigen Endlagers, aber auch für eine aktive, ernstgemeinte Öffentlichkeitsbeteiligung. „Das ist ja gelebte Demokratie“, sagt der 27-Jährige. Wichtig sei dabei aber auch, „dass alle Menschen verstehen, worum es geht, und nicht nur die Expertinnen und Experten, die sich schon jahrelang damit beschäftigen.“ Er verfolgt daher die Formate der Öffentlichkeitsbeteiligung genau und fordert, dass die wissenschaftlichen Grundlagen des Verfahrens so aufbereitet werden, dass sie bürgernah und verständlich sind.

Das Engagement im Prozess: Vertreter der jungen Generation

Als Vertreter der jungen Generation nahm er an den Sitzungen des NBG teil, brachte sich in Workshops ein und beteiligte sich an den Fachgruppen Öffentlichkeitsbeteiligung sowie Geologie und Grunddaten. „Es ist schon eine besondere Herausforderung, sich hier gegenüber den langjährigen Expertinnen und Experten zu behaupten.“ Aber auch eine besonders wichtige Aufgabe. Denn gerade junge Menschen werden von einem zukünftigen Endlager betroffen sein. „Wenn die Einlagerung der ersten Abfälle beginnt, werde ich ungefähr 60 sein“, sagt Lukas Fachtan, der die junge Generation im NBG gemeinsam mit Jorina Suckow vertreten hat.

Deshalb hat er unter anderem Workshops für jüngere Menschen mit angeregt. Drei Mal haben sie bereits stattgefunden. „Bislang ist das Interesse von Jugendlichen am Endlagerprozess eher gering, ich möchte sie dafür interessieren und begeistern – und habe mich über die gute Atmosphäre und den tollen Austausch bei diesen Workshops sehr gefreut.“

Verbesserungsvorschläge für die Zukunft: mehr Jugend, mehr Beteiligung

Lukas Fachtan mochte die Arbeit im Gremium, doch natürlich gibt es auch aus seiner Sicht Dinge, die besser laufen könnten. Er sieht eine wichtige Aufgabe des NBG darin, auf die Schwachstellen des Verfahrens zu verweisen. So etwa mit Blick auf eine einflussreichere Beteiligung, insbesondere der Jugend. „Spätestens bei der Fachkonferenz im August 2021 sollte es ein eigenes Podium für die junge Generation geben.“ Dies ermöglicht einen besseren Austausch, sagt er, weil die Jugendlichen sich dann eher trauen, ihre Gedanken frei zu äußern. „Hierfür braucht es flache Hierarchien und ausreichend Raum und Zeit, so dass es zu einem wirklichen Austausch kommen kann.“ Besonders wirkungsvoll könnte aus Sicht des Studenten auch ein Rat der jungen Generation sein, in dem Menschen zwischen 15 und 30 vertreten sind und der regelmäßig seine Sicht in den Prozess einbringt. „Ein solcher Rat der jungen Generation könnte zum Beispiel auch intensiver den Zwischenbericht der BGE diskutieren und so jungen Menschen eine größere Beteiligungstiefe ermöglichen“, so Lukas Fachtan.

„Es gibt viele Wege, um die Einbindung von jungen Menschen weiter zu verbessern“, sagt der Student, „so sollte man sie über jugendfreundlichere, digitale Kanäle ansprechen und auch einfach mal abfragen, was die Jugendlichen wirklich brauchen und wollen, um sich einzubringen.“ Zentral sei zudem, den Input der jungen Generationen so aufzunehmen, dass er wirklich sichtbar umgesetzt wird. „Dass die Menschen sehen, dass sie gehört werden, dass Kritik nicht übergangen oder wegmoderiert wird, gehört ja auch zu einem selbstlernenden Prozess.“

Für die zukünftige Arbeit des NBG und damit auch die Suche nach einem Endlagerstandort wünscht er sich auch mehr Zeit für die Öffentlichkeitsbeteiligung. „Es geht hier ja um vertrauensbildende Prozesse und gleichzeitig gibt es viele Kontroversen, über die man diskutieren muss – das geht nicht unter Zeitdruck.“ Auch sollten die Mitsprache und der Einflussgrad von Bürgerinnen und Bürgern im Beteiligungsprozess erhöht werden, so Fachtan. „Ich könnte mir vorstellen, dass dann auch die Bereitschaft in der Gesellschaft wächst, sich im Verfahren zu engagieren.“

So geht es jetzt weiter: das Ende einer Amtszeit

Per Gesetz kann jedes Mitglied maximal zwei Mal für weitere drei Jahre wiederberufen werden. Lukas Fachtan hat sich der Wahl für eine erneute Berufung gestellt, musste sich aber einem Mitbewerber geschlagen geben. „Das gehört natürlich auch zu einem demokratischen Prozess“, sagt er, „aber ich bin natürlich trotzdem gespannt, wie es mit diesem Verfahren weitergeht.“

Lukas Fachtan war bis Juni 2021 Vertreter der jungen Generation im Nationalen Begleitgremium (NBG). Er hat sich dabei vor allem dem Thema Sicherheit des zukünftigen Endlagers sowie der Öffentlichkeitsbeteiligung gewidmet.

Darüber hinaus schloss er nach seinem Bachelorabschluss in Politikwissenschaft und Philosophie einen Master in Geographie an, den er aktuell in Gießen studiert. Insgesamt engagieren sich sechs Bürgerinnen und Bürger im NBG, eine weitere Vertreterin der jungen Generation ist dabei Jorina Suckow.

Weitere Informationen

Ecomail_Newsletter des Öko-Instituts: Hier abonnieren!

Keine Kommentare

Neuer Kommentar

* Pflichtfelder