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Engagement ohne Ende. Asta von Oppen und die Endlagerung

Sie hat erst gegen das Endlager in Gorleben gekämpft und sich dann im bundesweiten Prozess der Standortsuche engagiert: Asta von Oppen kennt das Thema Endlagerung aus gegensätzlichen Perspektiven.

Seit den 1970er Jahren engagierte sich Asta von Oppen gegen die Einrichtung eines Endlagers für hochradioaktive Abfälle in Gorleben. Nun hat sich die Aktivistin und Politikerin am neu aufgesetzten Verfahren zur Suche nach einem Endlagerstandort beteiligt: Als Sprecherin der Vorbereitungsgruppe organisierte sie mit weiteren Ehrenamtlichen die erste Fachkonferenz Teilgebiete im Februar 2021.

Viele unterschiedliche Menschen begleiten das Verfahren zur Suche nach einem Endlagerstandort. Manche hauptberuflich und regelmäßig, manche nur punktuell und ehrenamtlich. Wir haben mit drei von ihnen gesprochen. Einer langjährigen Atomkraftgegnerin, die sich im Verfahren zur Öffentlichkeitsbeteiligung engagiert hat. Einem Studenten, der sich als Vertreter der jungen Generation in das Nationale Begleitgremium (NBG) einbringt. Und dem Partizipationsbeauftragten.

Im Mittelpunkt standen dabei das persönliche Engagement und die Aufgaben, Verbesserungsvorschläge für das Verfahren, aber auch der Blick auf die nächsten Schritte. Und natürlich: Ihre Sicht auf den Endlagerprozess.

Das Thema Endlagerung: ein langjähriges Engagement

Es ist schon über vierzig Jahre her, seit Asta von Oppen anfing, sich für das Thema Endlagerung zu engagieren: Im Februar 1977 wurde der Salzstock Gorleben als deutsches Endlager für hochradioaktive Abfälle ausgewählt. Schnell formierte sich Protest, nur kurze Zeit später demonstrierten tausende Atomkraftgegner gegen den Bau. „Wir hatten gerade ein Haus im Wendland gekauft und waren sehr erschrocken über die Entscheidung und haben dann sehr lange dagegen gekämpft“, sagt Asta von Oppen. „Ich war bei Blockaden dabei und habe mich außerdem juristisch mit der Endlagerung beschäftigt.“ Doch auch als Gorleben Ende September 2020 im Zwischenbericht Teilgebiete als mögliches Endlager ausgeschlossen wird – „eine unglaublich emotionale Geschichte und eine große Genugtuung“ –, bleibt das Thema für Asta von Oppen aktuell.

Die Sicht auf das Verfahren: ein neuer Anfang

Lange hat Asta von Oppen nicht an einen Wandel geglaubt – bis die Reaktorkatastrophe von Fukushima 2011 tiefgreifende Entscheidungen nach sich zog. „Es gab im Zuge des endgültigen Ausstiegs aus der Kernenergie dann einen wirklichen Neustart und einen riesigen Qualitätssprung im Verfahren. Eine vernünftige Suche nach einem Standort wollte ich mitdenken, mitkonzipieren, mitgestalten“, sagt sie. Deshalb hat sie bereits die Kommission Lagerung hoch radioaktiver Abfälle (Endlagerkommission) verfolgt, die von 2014 bis 2016 Empfehlungen für die Suche nach einem deutschen Endlagerstandort erarbeitet hat. Sie hat für das niedersächsische Umweltministerium eine begleitende Veranstaltungsreihe „Bis in alle Ewigkeit“ konzipiert und moderiert.

Das Engagement im Prozess: Sprecherin der Vorbereitungsgruppe

Als Sprecherin der Arbeitsgruppe Vorbereitung hat Asta von Oppen nun die erste Fachkonferenz Teilgebiete im Februar 2021, bei der die ersten Zwischenergebnisse der Suche nach einem Endlagerstandort diskutiert wurden, mit organisiert. „Die Fachkonferenz war ein echter Härtetest für die Frage, ob echte Beteiligung so wirklich funktioniert“, sagt die Aktivistin, „da ist meine Bilanz bislang ambivalent.“ So konnte die erste Fachkonferenz aufgrund der Covid-19-Pandemie nur online stattfinden – mit über 1.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern eine echte Mammutaufgabe. „Das führte zu viel Information, aber eher wenig Beteiligung“, so Asta von Oppen. Auch das Prinzip der Selbstorganisation durch ehrenamtliche Bürgerinnen und Bürger sieht sie inzwischen kritisch. „Hierfür gab es ja überhaupt kein Vorbild. Das hat zum Teil geklappt und zum Teil leider nicht.“

Verbesserungsvorschläge für die Zukunft: mehr Ressourcen

Wer mit Asta von Oppen über die Fachkonferenz im Februar 2021 spricht, hört auch Unzufriedenheit mit dem Verfahren. „Wir hätten zum Beispiel deutlich mehr Zeit gebraucht, wir standen unter einem sehr hohen zeitlichen Druck,“, sagt sie, „dass die zweite Fachkonferenz dann in den Juni verschoben wurde, sehe ich aber als positives Signal.“ Doch zusätzlich wünscht sie sich für ihre Nachfolgerinnen und Nachfolger einen finanziellen Ausgleich für das Engagement – „zumindest für den Verdienstausfall“ – und wissenschaftliche Unterstützung. „Es braucht deutlich mehr inhaltliche Vermittlung und wissenschaftliche Begleitung, auch mit Blick auf die Zusammenfassung der Arbeitsergebnisse aus den Fachkonferenzen.“

Zwar hat sich Asta von Oppen gegen eine weitere Beteiligung an den Konferenzen entschieden – vor allem, um ein Zeichen zu setzen, dass mehr Unterstützung der Organisatorinnen und Organisatoren dringend erforderlich ist. „Ich sehe in dem Verfahren aber durchaus Chancen. In einem Prozess, in dem man miteinander und nicht gegeneinander arbeitet. Diese Chancen müssen allerdings wie eine zarte Pflanze gut behütet werden. Denn es kann schnell passieren, dass versucht wird, Einfluss zu nehmen, oder dass die Solidarität zwischen den Engagierten zerbricht. Wenn die Pflanze aber geschützt weiterwachsen kann, kann aus ihr eines Tages etwas Gutes und Tragfähiges entstehen.“

So geht es jetzt weiter: eine neue Besetzung

Insgesamt zwölf Personen gehören zur Vorbereitungsgruppe für die Fachkonferenzen. Auf ihre Arbeit ist Asta von Oppen heute noch stolz. „Wir haben unter schwierigen Bedingungen ein interessantes Angebot zusammengestellt und eine Tagung selbst organisiert, für die es kein Vorbild gab – auf Grundlage eines neuen Gesetzes.“ Vier Mitglieder haben sich dazu entschieden, bei der nächsten Fachkonferenz nicht mehr dabei zu sein, ihre Positionen wurden inzwischen neu besetzt. Asta von Oppen wird den weiteren Prozess natürlich weiter beobachten. „Ich glaube, dass es nun ein bisschen leichter wird, zum Beispiel, weil es inzwischen eine Geschäftsordnung gibt, die unsere Kräfte sehr lange gebunden hat. Außerdem hoffe ich, dass die neue Vorbereitungsgruppe es ein wenig leichter nimmt als wir – wir hatten schon sehr hohe Ansprüche.“

Bereits seit vielen Jahren beschäftigt sich Asta von Oppen mit der Lagerung radioaktiver Abfälle. Anlass hierfür war das 1977 gestartete Endlagerprojekt in Gorleben, gegen das sich schnell eine umfassende Protestbewegung formierte, zu der auch Asta von Oppen gehörte. Sie war in verschiedenen Bürgerinitiativen aktiv und für die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft tätig, war Vorsitzende des Gorleben Archivs und engagiert sich in der Rechtshilfe Gorleben e.V. Darüber hinaus ist Asta von Oppen im Netzwerk Nukleares Gedächtnis (NeNuG) tätig, dessen Gründungsmitglied sie ist, sowie als Fraktionsvorsitzende der Grünen im Rat der Samtgemeinde Gartow (Kreis Lüchow-Dannenberg).

Nach der Atomkatastrophe von Fukushima und dem Beschluss zum Ausstieg aus der Kernenergie in Deutschland gab es aus Sicht von Asta von Oppen einen Neustart in der Suche nach einem Endlagerstandort. An dieser beteiligte sie sich aktiv: Sie war als Sprecherin der Arbeitsgruppe Vorbereitung in die erste Fachkonferenz Teilgebiete eingebunden, die Anfang Februar 2021 online stattgefunden hat. Bei dieser selbst organisierten Veranstaltung wurde über den Zwischenbericht Teilgebiete der Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) diskutiert.

Weitere Informationen

Website des Gorleben Archivs

Zwischenbericht Teilgebiete auf der Website der Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE)

Themenseite „Fachkonferenz Teilgebiete“ auf der Infoplattform zur Endlagersuche

Themenseite „Fachkonferenz Teilgebiete“ auf der Website des NBG

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