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„Is efficient sufficient?“

"Ist Effizienz ausreichend?" fragen sich in dieser Woche Akteure aus Wissenschaft und Praxis bei der Summer Study des „European Council for an Energy Efficient Economy“, bei der auch das Öko-Institut vertreten ist.

Mit dem Fokus auf Energieeffizienz und Klimaschutz findet die Summer Study des „European Council for an Energy Efficient Economy“ - oder kurz ECEEE-Summer Study - alle zwei Jahre in Frankreich statt. Sie gehört auf europäischer Ebene zu den wichtigsten Vernetzungsplattformen für Akteure aus Wissenschaft und Praxis.

Display Session mit Sibylle Braungardt und Katja Hünecke

Neben dem diesjährigen Hauptthema "Energiesuffizienz" stehen Präsentationen zu Bereichen auf der Tagesordnung, zu denen auch die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Öko-Instituts forschen, wie etwa Energieeffizienz und Klimaschutz in Gebäuden, Verkehr, Haushalten, Kommunen – aber auch Evaluierung, Digitalisierung, Politikperspektiven und Langfriststrategien.  Das Team des Öko-Instituts wird seine Inhalte in den jeweiligen Panels präsentieren und neue Projektideen mit einem internationalen Publikum besprechen.

Maßnahmen für den Klimaschutz: Suffizienz und Verhaltensänderungen

Sibylle Braungardt betrachtet in ihrem Vortrag “Energy efficiency first; sufficiency next?” die Rolle von Suffizienz und Verhaltensänderungen als Beitrag zum Erreichen langfristiger Klimaschutzziele. Energie- und Klimaschutzszenarien stellen einen wichtigen Beitrag zur strategischen Ausrichtung von energiepolitischen Konzepten dar. Allerdings sind die in den Szenarien abgebildeten Maßnahmen zur Minderung der Treibhausgasemissionen vorwiegend technologischer Natur und beinhalten nur in geringem Umfang Maßnahmen zur Suffizienz. Der Vortrag zeigt Handlungsmöglichkeiten für  eine strukturierte Verankerung solcher Maßnahmen in Energie- und Klimaschutzszenarien auf.

Energieeffizienz ist volkswirtschaftlich vorteilhaft

Julia Reppening

Wie Deutschland seine Emissionsziele erreichen kann, steht im Mittelpunkt des Vortrags „How can Germany reach its 2030 sectoral emissions targets? Energy efficiency, renewable energy or reduction of energy consumption? An impact assessment of different pathways” von Julia Repenning. Zusammen mit Katja Schumacher skizziert sie Pfade zur Erreichung der Sektorziele des Klimaschutzplans im Jahr 2030 und - vor allem - welche ökologischen, sozialen und wirtschaftlichen Folgewirkungen damit verbunden sind. Die Untersuchung macht deutlich, dass die Klimaschutzziele der untersuchten Sektoren mit verschiedenen Strategien erreicht werden können. Alle betrachteten Handlungsstrategien weisen positive volkswirtschaftliche Effekte auf. "Es ist deutlich, dass eine vorrangig auf Energieeffizienz fokussierte Strategie volkswirtschaftlich vorteilhafter, weil kostengünstiger, ist", betont Repenning. Positive Auswirkungen auf die Wertschöpfung sind die Folgen, ebenso wie auf das Bruttoinlandsprodukt und die Beschäftigung. "Um den Übergang zu bewältigen, sind klare Signale und Maßnahmen aus der Politik wichtig", so die Expertin in ihrem Vortrag.

Wie kann Energiearmut gelindert werden?

Am Mittwochvormittag verdeutlicht Katja Hünecke in ihrer Präsentation „Alleviating Energy Poverty: An Interplay of Energy and Social Policy?”, dass Energiearmut nur durch eine Kombination von Politiken und Maßnahmen erfolgreich bekämpft werden kann. Die Analyse von Beispielen anderer EU-Staaten hat gezeigt, dass verschiedene Länder der Europäischen Union bereits erfolgreich Maßnahmen umsetzen, die Energiearmut lindern und gleichzeitig zur Senkung des Energieverbrauchs beitragen. Eine Maßnahme ist dann erfolgreich, wenn sie langfristig angelegt ist, wenn sie die Zielgruppe der Haushalte mit niedrigem Einkommen anspricht und wenn sie eine Kombination aus Informationen und finanziellen Investitionsanreizen bietet. Auch sollte sie vorzugsweise auf lokaler oder regionaler Ebene oder gar Peer-to-Peer umgesetzt werden und die Vermieter/Mieter-Beziehung betrachten. Sie darf nicht die Sozialpolitik ersetzen, sondern muss sich auf Energieeffizienz und Verhalten konzentrieren. "Die sozialverantwortliche und sozialverträgliche Energiewende darf kein Widerspruch sein", unterstreicht Hünecke. "Wir brauchen einen breiten gesellschaftlichen Konsens, um unsere Nachhaltigkeitsziele zu erreichen."

Tanja Kenkmann

Effizienzpotentiale in Wohngebäuden

Tanja Kenkmann zeigt in ihrem Vortrag “Reduction of living space consumption as necessity for reaching energy targets – potentials, barriers, policies”, dass die stetige Zunahme der Pro-Kopf-Wohnfläche in Deutschland den Effizienzbemühungen im Gebäudebestand entgegenwirkt. Mit konkreten Zahlen untermauert sie, welches Potenzial eine Minderung der Pro-Kopf-Wohnfläche für die Energieeinsparung hätte und schaut dabei besonders auf die Zielgruppe der Seniorinnen und Senioren. "Denn diese verfügen einerseits über eine besonders große Pro-Kopf-Wohnfläche und haben andererseits zumindest teilweise Interesse daran, ihre Wohnsituation stärker an ihre Bedürfnisse anzupassen", so Kenkmann. Die Expertin benennt zudem Hemmnisse, die einer Verringerung der Wohnfläche entgegenstehen, stellt aber auch konkrete Politikinstrumente und deren Wirkung vor. "Die Verringerung der Pro-Kopf-Wohnfläche birgt große Potenziale zur Verringerung der Emissionen und damit für den Klimaschutz, jedoch stehen ihr bedeutende Hemmnisse entgegen, die es mit einem Mix an geeigneten Politikinstrumenten zu überwinden gilt", fasst die Wissenschaftlerin zusammen. Daran schließt sich der Vortrag “Living spaces: Saving energy by encouraging alternative housing options for senior homeowners” von Corinna Fischer an. Sie stellt gemeinsam mit Immanuel Stieß vom ISOE-Institut für sozial-ökologische Forschung das transdisziplinäre Forschungsprojekt „LebensRäume“ vor. In „LebensRäume“ erarbeiten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler von Öko-Institut, ISOE und ifeu gemeinsam in und mit dem Kreis Steinfurt Beratungs- und Unterstützungsangebote für ältere Hauseigentümerinnen und Hauseigentümer. Eine Orientierungsberatung soll helfen, herauszufinden, ob etwa ein Umzug, eine Hausteilung oder eine Teilvermietung in Frage kommt. Interessierte werden beispielsweise an eine spezialisierte Energie- oder Wohnberatung, Bank oder eine Organisation wie „Wohnen für Hilfe“ weitervermittelt. Bei Erfolg möchte der Kreis Steinfurt diese Angebote auf Dauer stellen. Veit Bürger blickt in seinem Panellead „Evaluating the renewable heating and efficiency obligation for existing buildings – Insights into the mechanisms of mandatory building requirements” auf die Ergebnisse der Evaluation des Erneuerbare-Wärme-Gesetz (EWärmeG) in Baden-Württemberg. Das EWärmeG verpflichtet Hauseigentümer, zu einem bestimmten Mindestanteil erneuerbare Wärmeenergien einzusetzen, sobald sie ihre Heizanlage erneuern. Die Evaluation zeigt, dass das Gesetz wirkt. Es stärkt den Einsatz erneuerbarer Wärmeenergien sowie die Gebäudesanierung und führt damit zu einer nennenswerten CO2-Minderung. Das Gesetz stärkt zudem die Energieberatung. Dies hat zur Folge, dass sich Gebäudeeigentümer verstärkt mit den Themen der Gebäudesanierung beschäftigen. Die Evaluation zeigt aber auch deutlich, dass das EWärmeG alleine nicht ausreicht, die Wärmewende in Baden-Württemberg zu stemmen. Vielmehr sind eine Reihe weitere Maßnahmen auf Bundes- und Landesebene notwendig, um den Wärmesektor langfristig CO2-neutral zu bekommen.

Dr. Katja Schumacher

Die Nationale Klimaschutzinitiative

Katja Schumacher stellt am Donnerstagvormittag in ihrem Vortrag “The German National Climate Initiative – Evaluation of its impact and success factors on the occasion of its 10-year anniversary” die Evaluation der Nationalen Klimaschutzinitiative (NKI) des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit vor. Dabei zeigt sie, dass die Programme und Projekte der NKI ein breites Spektrum an Klimaschutzaktivitäten abdeckt: von der Entwicklung langfristiger Strategien bis hin zu konkreten Hilfestellungen und investiven Fördermaßnahmen bei Verbrauchern, in der Wirtschaft, in Kommunen und in Bildungseinrichtungen. Die NKI bindet Akteure ein, verankert den Klimaschutz vor Ort und schafft so zahlreiche Beispiele zur Nachahmung. Dabei bietet sie ein breites Spektrum an Klimaschutzaktivitäten und -ansätzen, die für eine Evaluation spannende Herausforderungen stellen. In ihrem Vortrag geht Katja Schumacher auf methodische Aspekte, die Umsetzung und vor allem die Wirkungen der Nationalen Klimaschutzinitiative ein.  

Das an der Konferenz teilnehmende Expertenteam des Öko-Instituts, bestehend aus Sibylle Braungardt, Julia Repenning, Veit Bürger, Corinna Fischer, Katja Hünecke, Tanja Kenkmann und Katja Schumacher, arbeitet  zu verschiedenen Fragestellungen des Klimaschutzes, die nicht nur ökologische sondern auch soziale Aspekte aufgreifen.

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