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#Nachgefragt… bei Professor Udo E. Simonis, Ehrenmitglied des Öko-Instituts

Für die Zukunft ist die externe Sicht auf die Arbeit des Öko-Instituts unverzichtbar. Diese Sicht liefert Udo E. Simonis schon seit den ersten Tagen des Instituts. Seit 2021 ist er Ehrenmitglied des Öko-Institut e.V.

[caption id="attachment_6276" align="alignright" width="285"]Professor Udo E. Simonis, Ehrenmitglied des Öko-Instituts Quelle: Privat Professor Udo E. Simonis, Ehrenmitglied des Öko-Instituts Quelle: Privat[/caption]

Was ist der größte Unterschied am Öko-Institut früher und heute?

Wir befinden uns seit langem auf dem Weg in die Umweltkatastrophe, haben aber ein Grundrecht auf Zukunft. Das Öko-Institut hat dies lange vor der etablierten Wissenschaft erkannt, viele nützliche Studien zu lokalen Umweltproblemen erstellt. Es hat über die Jahre hin vermehrt zu nationalen, europäischen und globalen Problemverschärfungen gearbeitet und Position bezogen – neuerdings vermittelt mit Hilfe von spannenden aktuellen Blogs.

Was möchten Sie der heutigen Generation der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mitgeben aus ihren Erfahrungen?

Wir müssen unbedingt an die Utopie einer anderen, besseren Gesellschaft, an wirklich empathische Mensch-Umwelt-Beziehungen glauben. Und dementsprechend alternative Transformationsentwürfe und Wende-Szenarien erarbeiten.

Worauf kommt es in der künftigen Klimafolgen- und Klimaanpassungsforschung vor allem an?

„Klimagerechtigkeit“ muss zum global geltenden Prinzip erklärt und generell einklagbar gemacht werden: Die großen Klimazerstörer dieser Welt müssen ihre CO2-Emissionen drastisch reduzieren und die Länder finanziell unterstützen, die am stärksten vom Klimawandel betroffen sind, aber die adäquate Anpassung an diesen Wandel allein nicht schaffen können.

Was ist aus Ihrer Sicht der größte Mythos beim Klimaschutz?

Mythos als „Weltdeutung“: Es ist ein weit verbreiteter Irrtum, Klimaschutz sei allein durch technische Innovationen zu gewährleisten, ohne dass man die vorherrschenden, zerstörerischen Lebensstile verändert. Mythos als „Rache der Natur“: Die Natur ist kein Subjekt, das sich rächen könnte; die Menschen sind es, die durch Nichtwissen oder Unvernunft die eigenen Lebensgrundlagen zerstören.   

Wenn sie Bundeskanzler wären, welche Entscheidung würden Sie morgen zum Klimaschutz treffen?

Mit einer Regierungserklärung, die so beginnt: „Liebe Landsleute, wir betreiben ab sofort eine integrierte Doppelstrategie in der Klimapolitik: Neben der durchgreifenden Dekarbonisierung und Dematerialisierung der Wirtschaft geht es ab jetzt auch um aktiven Naturschutz und umfassende Renaturierung der Gesellschaft. Wir werden den Klimawandel nicht durch neue Atomenergie und auch nicht durch solares Geoengineering bekämpfen.“

Was können wir von der Covid-19-Pandemie für den Klimaschutz lernen?

Wir könnten die prägende Erkenntnis aus der ersten Welle der Pandemie weit stärker als bisher individuell verinnerlichen und gesellschaftlich propagieren: „Wer achtlos das Virus weitergibt, gefährdet das Leben seiner Eltern und Großeltern. Wer achtlos CO2 freisetzt, gefährdet das Leben seiner Kinder und Enkelkinder“.

Prof. Dr. Dr. h.c. Udo E. Simonis ist emeritierter Professor für Umweltpolitik am Wissenschaftszentrum Berlin (WZB). Er war zuvor Professor an der Technischen Universität Berlin (TU Berlin), Direktor des Internationalen Instituts für Umwelt und Gesellschaft (IIUG), Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats Globale Umweltveränderungen (WBGU), Vorsitzender des Ausschusses Entwicklungsländer des Vereins für Socialpolitik (VfS), Präsident der World Society for Ekistics (WSE), Mitglied des Committee for Development Policy der Vereinten Nationen (CDP) und Co-Chairman der Task Force on Environmental Governance for China. Er hat 1993 das „Lexikon der Ökologie-Experten“ und 2003 das „Öko-Lexikon“ herausgegeben. Von 1991 bis 2016 war er Chefredakteur und Mitherausgeber des „Jahrbuch Ökologie“.

Weitere Informationen

Profil von Udo E. Simonis beim Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung

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