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Palmölanbau im Fokus

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Öko-Instituts untersuchen gemeinsam mit Partnerinnen der Universität Padjadjaran (UNPAD/Bandung) die Wirksamkeit von Zertifikaten hinsichtlich der ökologischen und sozialen Auswirkungen des Palmölanbaus in Indonesien.

Ökologische und soziale Risiken des Palmölanbaus in Indonesien

Der Anbau von so genannten biogenen Rohstoffen ist in vielen Fällen mit schwerwiegenden ökologischen und sozialen Risiken verbunden – so etwa mit Blick auf den Einsatz von Pestiziden beim Baumwollanbau oder die Abholzung von Wäldern für Palmöl-Plantagen. Gemeinsam mit Partnerinnen und Partnern von der Universität Padjadjaran (Bandung/Indonesien) wurden diese Risiken im vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Projekt „Bioökonomische Macht in globalen Lieferketten (Bio-Macht)“ unter der Gesamtkoordination der Universität Freiburg (Prof. Partzsch) adressiert.

Analyse von Zertifizierungssystemen und vor Ort Feldforschung 

Zunächst wurden dazu die agrartechnischen Anbaubedingungen, von Palmöl betrachtet sowie der indonesische Palmöl-Markt analysiert. Indonesien ist aktuell der weltweit größte Hersteller von Palmöl mit über 50 Prozent Marktanteil. In den vergangenen zehn Jahren wurden zahlreiche Nachhaltigkeitszertifikate für Palmöl entwickelt, ihr Anspruch sowie ihre praktische Anwendung unterscheiden sich jedoch deutlich sowohl hinsichtlich der Umwelt- als auch der sozialen Aspekte. So werden nicht bei allen Zertifikaten Biodiversität, Bodenqualität, Bodenerosion und Wasserentnahme berücksichtigt, auch Menschen- und Arbeitsrechte sowie Landnutzungsrechte werden unterschiedlich bewertet. Deshalb wurden anschließend die entsprechenden Zertifizierungssysteme im Detail untersucht. In einem zweiten Schritt führten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Öko-Instituts

dann gemeinsam mit dem lokalen Team von Dr. Ernah der Universitas Padjadjaran (UNPAD/Indonesien) ausführliche Feldforschungsarbeiten durch. Zentraler Bestandteil dessen waren Interviews mit unterschiedlichen Stakeholdern (Unternehmen, Behörden, Kleinbauern und Kleinbäuerinnen, Zertifizierungsstellen etc.) in West-Java, Sumatra und Borneo.

Die Forschungsergebnisse legen nahe, dass die analysierten Zertifikate mit Blick auf die ökologischen Risiken nur sehr bedingt wirksam sind. Obwohl die befragten Stakeholder immer wieder auf die landwirtschaftliche Intensivierung der Flächen anstelle der Extensivierung von Anbauflächen hinwiesen, ist die Entwaldungsrate in Indonesien in den letzten beiden Jahrzehnten nahezu konstant geblieben. Aus ökonomischer Perspektive liegt das größte Problem, mit dem sich etwa Roundtable on Sustainable Palm Oil (RSPO) zertifizierte Kleinbäuerinnen und Kleinbauern in den vergangenen Jahren konfrontiert sahen, darin, dass sie über den Marktpreis keine signifikanten Mehrerlöse für ihr zertifiziertes Palmöl erzielen konnten. Auf diese Weise fällt es ihnen sehr schwer, die mit den Zertifikaten verbundenen Mehrinvestitionen zu finanzieren. In Hinsicht auf soziale Belange konnten jedoch einige positive Auswirkungen festgestellt werden. So wurden zum Beispiel die von Zertifizierungsinstitutionen und Unternehmen angebotenen Schulungen hinsichtlich effizienterer Anbaumethoden von den befragten Kleinbauernkooperativen als hilfreich bewertet. Darüber hinaus wurden weitere Maßnahmen wie der Bau von Schulen oder die Einführung von Versicherungen im Zuge der Zertifizierung hervorgehoben.

Wie geht es weiter?

Die Forschungsarbeiten und Analysen vor Ort sind abgeschlossen.

Nun werden Leitfäden für Unternehmen mit Empfehlungen entwickelt. Um den ökologischen und sozialen Brennpunkten bei der indonesischen Palmölproduktion effektiver zu begegnen, schlägt das Projektteam aus Öko-Institut und UNPAD zusätzliche Maßnahmen vor – so etwa finanzielle Anreize für höhere Standards und anspruchsvolle Sorgfaltspflichten. Der Zertifizierungsansatz soll politische Rahmenbedingungen, ökonomische Anreize für die verschiedenen Akteure in der Wertschöpfungskette sowie deren praktische Anwendung integriert betrachten.

 

Inga Hilbert und Tobias Schleicher arbeiten im Bereich Produkte und Stoffströme mit dem Schwerpunkt nachhaltige Ressourcenökonomie. Im Projekt "Bio-Macht" untersuchen sie außerdem die Lieferketten von Baumwolle und Holz.

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Weitere Informationen

Zur gesamten Studie "Production of Palm Oil in Indonesia. Country-focused commodity analysis in the context of the Bio-Macht project", Öko-Institut

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