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Wer mit Waldholz heizt, verbrennt einen wertvollen CO2-Speicher!

Das Europäische Parlament will Energieholz aus dem Wald auf dem heutigen Stand deckeln. Biomasse-Forscher Dr. Klaus Hennenberg unterstützt dies, denn Wälder sollten als langfristige CO2-Speicher genutzt und nicht verfeuert werden.

Das Europäische Parlament hat zur Nutzung von Holzenergie zwei Punkte entschieden:

  1. Heizen mit primärem Waldholz soll nicht mehr gefördert werden.

  2. Die Menge an primärem Waldholz, das energetisch genutzt wird, soll nur noch bis zu einer Obergrenze auf die EU-Ziele für erneuerbare Energien angerechnet werden. Je Mitgliedsstaat gilt die Holzenergienutzung der letzten fünf Jahre als Obergrenze.

Primäres Waldholz umfasst Stämme, aber auch Durchforstungsholz, Kronenholz und anderes Restholz bis hin zu Wurzelstöcken.

Die Entscheidung des Europäischen Parlaments ist aber kein Verbrennungsverbot von primärem Waldholz. Vielmehr soll mit diesen Regeln erreicht werden, dass nicht mehr davon in Holzöfen, Pelletheizungen oder großen Holzheizkraftwerken verbrannt wird und so Wälder in Europa und auch weltweit nicht stärker für Holzenergie eingeschlagen werden.

Der Umweltausschuss des Europäischen Parlaments wollte sogar noch einen Schritt weiter gehen und Heizen mit primärem Waldholz generell nicht als erneuerbare Energie anerkennen. Der vorliegende Beschluss ist ein Kompromiss, der nun als Grundlage für die Abstimmungen zwischen der EU-Kommission, dem EU-Rat (Mitgliedsstaaten) und dem Europäischen Parlament verwendet wird. Das Ergebnis steht noch aus

Heizen mit Waldholz ist nicht nachhaltig und nicht treibhausgasneutral!

Heizen mit Waldholz gilt in der öffentlichen Wahrnehmung als treibhausgasneutral. Denn: die Menge an CO2, die durch die Verbrennung entweicht, haben die Bäume ja zuvor der Atmosphäre entnommen. Auch wird argumentiert, dass geerntetes Holz auf benachbarten Flächen direkt nachwächst. Und: Solange weniger Holz aus dem Wald entnommen wird als nachwächst, habe die Nutzung von Holzenergie keine negativen Auswirkungen auf die Atmosphäre. Bei genauerem Hinschauen stellen sich diese Argumentationen aber als falsch heraus:

  1. Heute geerntete Bäume haben über die letzten Jahrzehnte CO2 gespeichert. Dieses CO2 wird beim Heizen direkt freigesetzt. Dabei muss es beim Klimaschutz darum gehen, die CO2-Konzentration in der Atmosphäre zu senken. Bis das emittierte CO2 auf der gleichen Waldfläche wieder durch Bäume gebunden wird, dauert es wieder Jahrzehnte.

  2. Das Argument: „Wenn der Wald insgesamt eine Senke für CO2 bleibt, dann ist die Entnahme CO2-neutral“, ist falsch. Das zeigt ein vereinfachtes Gedankenspiel:

    • Variante 1: Bäume werden eingeschlagen und der CO2-Speicher wird kleiner. Bäume der Nachbarflächen gleichen diesen Verlust aus. In Summe bleibt der CO2-Speicher konstant.

    • Variante 2: Bäume werden nicht eingeschlagen und der CO2-Speicher bleibt erhalten. Bäume der Nachbarflächen vergrößern den CO2-Speicher. In Summe steigt also der CO2-Speicher und die Holzernte hätte es verhindert.

Der Wald als Ökosystem ist komplexer und die genaue Auswirkung der Holzernte auf den CO2-Speicher im Wald muss mit dem Vergleich von zwei Szenarien ermittelt werden: eines in dem Holz für Energie entnommen wird und eines in dem das Holz im Wald verbleibt. Dabei sind möglichst alle Effekte der Walddynamik einzubeziehen.

Verschiedene methodische Analyseansätze, die die zeitliche Dynamik der Wälder berücksichtigen (siehe Literaturstudie in Soimakallio et al. 2022), zeigen: Die Holzentnahme verringert auf der Landschaftsebene die Menge an gespeichertem CO2. Wird dieser Effekt in Treibhausgasbilanzen berücksichtigt, verursacht Heizen mit primärer Waldbiomasse mehr Treibhausgase als Heizöl und Erdgas (Fehrenbach et al. 2022, BLOG-Beitrag).

Hieraus folgt: Holz im Wald zu belassen und dort den CO2-Speicher aufzubauen ist meist besser für den Klimaschutz als Heizen mit primärem Waldholz. Das trifft vor allem für Laubholz wie Buche und Eiche zu. Denn Laubbaumbestände sind ökologisch stabiler und klimaresilienter als viele Nadelbaumbestände und der höhere CO2-Speicher kann in langfristig erhalten bleiben. (siehe Details in Blog-Beitrag).

Einfluss der Holznutzung auf den CO2-Speicher im Wald<script async src="//embedr.flickr.com/assets/client-code.js" charset="utf-8"></script>

Hinzu kommt, dass langlebige Holzprodukte wie Konstruktionsholz, Spanplatten und Holzfaserdämmstoffe eine sehr gute Treibhausgasbilanz haben und besser abschneiden als Stahlbeton, Gipskarton oder Steinwolle. Laubholz wie Buche ist schlechter als Bauholz geeignet als ein Nadelholz, zum Beispiel Fichte. Es gibt aber bereits Technologien, um Laubholz im Baubereich zu nutzen (Baubuche, Holzfaserdämmstoffe). Laubholz sollte hier verstärkt eingesetzt werden, da hier das CO2 weiter abgespeichert bleibt.

Das Feinstaub-Problem

Beim Heizen mit Holz werden Luftschadstoffe wie Feinstaub und Kohlenmonoxid frei. Gerade bei dezentralen Holzöfen sind diese Emissionen deutlich höher als bei Gasbrennern und Ölheizungen. Effizientere Anlagen wie Pelletheizungen oder Holzvergaser-Öfen sind bei Luftschadstoffemissionen besser, aber meist immer noch schlechter als Öl- oder Gasheizungen.

Synergien zwischen Klimaschutz und Biodiversität

Der überwiegende Anteil des Feuerholzes aus dem Wald ist heute Laubholz, vor allem beim Scheitholz. Bleiben Laubbäume länger im Wald und werden dort älter, wird nicht nur der CO2-Speicher im Wald erhöht. Es entstehen auch mehr Habitatstrukturen wie Höhlen, Rindenstrukturen und Totholz. Dies schafft wichtigen Lebensraum für seltene und gefährdete Waldtierarten. So kann Klimaschutz durch mehr CO2-Speicher auf der Waldfläche auch den Erhalt der Biodiversität fördern.

Fazit: Die Entscheidung des Europäischen Parlaments, einer zusätzlichen energetischen Nutzung von primärem Waldholz entgegenzuwirken, ist sehr sinnvoll. So wird dem Klimaschutz, der Luftqualität und der Biodiversität geholfen. Aus ökologischer Sicht wäre eine noch stärkere Beschränkung gerechtfertigt.

Was bedeutet die Entscheidung für Verbraucher*innen?

Verbraucher*innen stehen im Zuge des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine vor hohen Energiekosten, besonders für Erdgas. Auch befürchten sie Engpässe bei der Erdgasversorgung. Aus den oben angeführten Gründen raten wir Verbraucher*innen:

  • Auch wenn es attraktiv erscheint, auf heimisches Feuerholz zu setzen, sollten keine neuen Holzheizungen eingebaut werden. Dies erzeugt einen zusätzlichen Feuerholzbedarf, der über die nächsten 20 Jahre oder länger bestehen bleiben wird und dem Klima-, Umwelt- und Naturschutz entgegenläuft.

  • In der aktuellen Krisensituation sollten bestehende Holzheizanlagen weiter genutzt Wenn nötig, sollte auch kurzfristig mehr mit diesen Anlagen geheizt werden, wenn so Erdgas ersetzt werden kann. In den nächsten Jahren könnte dann die Holznutzung reduziert werden, wenn sich die Erdgassituation entspannt hat. Zielführender ist es allerdings, Häuser so zu dämmen, dass diese weniger Energie zum Heizen verbrauchen.

  • Generell sollte bei einem Wechsel der Heizanlage der Fokus auf Wärmepumpen, die mit Strom aus Erneuerbaren betrieben werden, liegen. Allerdings gilt auch hier, dass Häuser gut gedämmt werden müssen, damit der Wirkungsgrad der Wärmepumpen hoch ist und der Energiebedarf sinkt.

 

Dr. Klaus Hennenberg ist Senior Researcher im Bereich Energie & Klimaschutz am Standort Darmstadt. Er arbeitet zur ökologischen Waldbewirtschaftung und zu Biodiversität. Dr. Hannes Böttcher ist Senior Researcher im Bereich Energie & Klimaschutz am Standort Berlin. Ein Arbeitsschwerpunkt sind Biomassepotenziale aus Land- und Forstwirtschaft.

Dr. Klaus Hennenberg im Podcast des Bayrischen Rundfunks

Pressemitteilung „CO2-Fußabdruck von Holz korrekt berechnen“ vom 22. April 2022

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