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„Wir müssen Verkehre bündeln, sie effizienter und multimodaler machen“

Unterschiedliche Verkehrsträger besser vernetzen und so für mehr Effizienz und Klimaschutz im Verkehrssektor sorgen – das fordert Dr. Heike van Hoorn, Geschäftsführerin des Deutschen Verkehrsforums.

[caption id="attachment_2309" align="alignright" width="362"] Dr. Heike van Hoorn © Erika Borbély Hansen[/caption]

 

Seit Anfang 2018 ist Dr. Heike van Hoorn Geschäftsführerin des Deutschen Verkehrsforums (DVF), einer verkehrsträgerübergreifenden Wirtschaftsvereinigung. In diesem Mobilitätsverband sind unter anderem der ADAC, die Daimler AG, die Deutsche Bahn AG, die Deutsche Lufthansa AG, DHL Freight, Fraport, der Hafen Hamburg, die Berliner Verkehrsbetriebe und HOCHTIEF organisiert.

 

In der

aktuellen Ausgabe der eco@work zum Thema Verkehrswende

haben wir Dr. Heike van Hoorn bereits vorgestellt. Hier äußert sie sich etwa zur Effizienz im Verkehrssektor. Im Interview im Blog des Öko-Instituts spricht Dr. Heike van Hoorn nun ausführlich unter anderem über ihre Arbeit für das DVF, den Klimaschutz im Verkehrssektor sowie die Notwendigkeit von Investitionen und Innovationen.

 

Dr. van Hoorn, Sie sind nun seit etwa anderthalb Jahren Geschäftsführerin des DVF. Was waren in dieser Zeit für Sie die prägenden Themen?

 

Natürlich war diese Zeit zum einen davon bestimmt, mich in die Themen einzuarbeiten. Ich habe vorher schwerpunktmäßig im Luftfahrbereich gearbeitet, nun kamen weitere Verkehrsträger hinzu. Das war spannend und herausfordernd, manchmal haben vor allem die Rahmenbedingungen des Verkehrssektors aber auch ein ziemliches Kopfschütteln bei mir verursacht. Und dann haben sich die Themen Umwelt und Klimaschutz eindeutig in den Vordergrund geschoben – nicht zuletzt durch die Nationale Plattform Zukunft der Mobilität.

 

Was sind für Sie darüber hinaus die zentralen Themen rund um den Klimaschutz im Verkehrssektor?

 

Erst einmal die Frage, wie die unmittelbaren Klimaziele noch zu erreichen sind. Aus unserer Sicht sind dafür massive Investitionen notwendig, zum Beispiel in die Infrastruktur. Soll mehr Verkehr auf der Schiene stattfinden, muss diese gestärkt werden. Wollen wir eine höhere Anzahl von Elektrofahrzeugen, muss die Ladeinfrastruktur ausgebaut werden.

 

Gleichzeitig sehe ich eine große Chance in den aktuellen Diskussionen: So viel wie heute war der Verkehrssektor noch nie im Gespräch. Es ist der optimale Zeitpunkt, einen Wandel anzupacken. Die Möglichkeiten der Digitalisierung auszuschöpfen, zum Beispiel, aber auch Verkehre zu bündeln, sie effizienter und multimodaler zu machen.

 

Wie kann dies gelingen?

 

Was die private Mobilität angeht, brauchen wir eine noch stärkere Vernetzung unterschiedlicher Angebote. Es hat sich hier ja bereits viel getan – für viele ist es schon selbstverständlich, mit dem Carsharing-Auto zum Bahnhof zu fahren, dann den Zug zu nehmen und am Endbahnhof in die S-Bahn zu steigen. Doch es muss noch deutlich einfacher werden. Wir brauchen dringend Mobilitätsplattformen, um etwa die ÖPNV-Angebote besser zu vernetzen. So dass ich in Bad Pyrmont in einen Bus einsteigen kann und ein paar Stunden später in Bad Schwartau wieder aus einem anderen Bus aussteige – möglichst nahtlos, mit möglichst nur einer App.

 

Und wie sieht es im gewerblichen Bereich aus?

 

Auch hier ist ein kombinierter Verkehr auf Schiene, Straße und Wasserstraße nötig und sinnvoll. Es muss geprüft werden, welcher Verkehrsträger wann am besten einsetzbar ist, wie man Leerfahrten und Umwege vermeiden und das System effizienter nutzen kann. Hierfür braucht es zum einen ebenfalls Investitionen in die Infrastruktur – so zum Beispiel in Kransysteme, die Ladung von Schiffen auf die Schiene umsetzen. Aber auch Innovationen sind wichtig und notwendig. Auch hier bietet die Digitalisierung enorme Chancen.

 

Wie zum Beispiel?

 

Wichtig wäre etwa eine Ladungsverfolgung auf der Schiene. Das ist heute leider noch nicht Standard, könnte aber Speditionen einen deutlichen Anreiz bieten. Der digitale Waggon, der eine entsprechende Sensorik und digitale Features hat, ist allerdings auch sehr teuer. Hier sind Förderungen durch den Bund unverzichtbar.

 

Vielen Dank für das Gespräch.

 

Das Interview führte Christiane Weihe.

 

Dr. Heike van Hoorn ist seit dem 1. Januar 2018 als Geschäftsführerin des DVF tätig. Zuvor war sie unter anderem Referatsleiterin Demographie in der Hessischen Staatskanzlei in Wiesbaden sowie Leiterin Gremien- und Verbandsstrategie beim Flughafenverband ADV. Sie ist zudem Mutter von siebenjährigen Zwillingen und schreibt in ihrer Freizeit Kriminalromane.

 

 

Weitere Informationen:

Website des Deutschen Verkehrsforums (DVF)

 

Website der Nationalen Plattform Zukunft der Mobilität

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